Die richtige Erkennung der Fluglage ist von elementarer Bedeutung für den RC-Heli Piloten. Um die Fluglage richtig einschätzen und interpretieren zu können, sollte man sich über die Neutrallage des Helis bewusst werden. Was versteht man nun unter Neutrallage? Viele Einsteiger glauben, dass die Neutrallage des Helis im stationären Schwebeflug (bei angenommener Windstille) eine waagrechte Ausrichtung um Längs- und Querachse bedeutet. Der Simulator macht dies in allen dem Autor bekannten Fällen auch so vor.
Ist der Heli um beide Achsen waagrecht ausgerichtet, schwebt dieser (mehr oder weniger präzise) auf der Stelle. Nun, das ist leider falsch! Jeder normale Heli mit Haupt- und Heckrotorsystem nimmt im Schwebeflug eine natürliche Schräglage - seine Neutrallage - ein. Im vorliegenden Beispiel eines rechtsdrehenden Rotorsystems sollte der Heli ab dem Abheben eine leichte Rechtsneigung (aus der Sicht des Piloten, sprich von hinten) einnehmen um anschließend stationär zu schweben. Hebt man den Heli hingegen exakt waagrecht ab, wird dieser nach links abdriften. Je nach Bauart des Helis ist die Eigenneigung mehr oder weniger stark ausgepägt.
Bildbeschreibung: Sobald der Heli abhebt, muss dieser seine leicht schräge Neutrallage einnehmen um stationär zu schweben. Ein Modell mit rechtsdrehendem Hauptrotor benötigt eine Rechtsneigung, ein Modell mit linksdrehendem Rotor entsprechend eine Linksneigung. Die Neigung erfolgt stets aus Sicht des Piloten der sich hinter dem Heli befindet - das Bild zeigt das Modell zur besseren Veranschaulichung von vorne.
Conclusio:
Erst wer die Neutrallage des Modells aktiv berücksichtigt, wird überhaupt einen ruhigen Schwebeflug ohne unnötiges Herumgezapple hinbringen und in späterer Folge einfachere Manöver wie z.B. langsame Pirouetten sauber und am Punkt fliegen können.
Viele auch langjährige RC-Heli Piloten beachten die natürliche Neutrallage nicht. Dies führt zu einem unsauberen Flugstil und gravierenden Trainingsdefiziten, da alle zukünftigen Manöver grundsätzlich "aus der Spur" eintrainiert werden. Wer von Anfang an falsch trainiert, ist später weder imstande gerade Vorbeiflüge von links und rechts zu fliegen, oder auch nur 90° links und rechts vor sich zu schweben. Sogar ein an sich sehr einfacher Looping wird seitlich sichtbar versetzt zum "Korkenzieher" mutieren.
Nun wird vom Leser der unausweichliche Einwand kommen, dass wir in diesem Stadium nicht mehr vom Einsteiger sprechen. Das ist grundsätzlich richtig, jedoch sollen genau diese Zeilen verdeutlichen, dass sich von Anfang an falsch eintrainierte Sünden später nur schwer korrigieren lassen. Und was den Einsteiger betrifft, besteht das Problem schon beim ersten Abheben. Denn wird die Neutrallage nicht ausreichend berücksichtigt, wird man den Heli nicht senkrecht abheben können. Er wird nach dem Abheben in einer seitlichen Bewegung ausweichen, um in der Folge, unter (zu später) Zuhilfenahme der Rollfunktion, in seine Neutrallage gebracht zu werden, um anschließend stationär zu schweben.
Bildbeschreibung: In diesem Beispiel wird ein Heli mit rechtsdrehendem Rotor gerade, sprich ohne Berücksichtigung der natürlichen Neutrallage abgehoben. Das Modell driftet seitlich ab und muss in der Folge über Roll abgefangen werden. Erst nach Berücksichtigung der Neutrallage ist ein ruhiger, stationärer Schwebeflug möglich.
Zusammenfassung und Erkenntnisse am Beispiel eines Helis mit rechts drehendem Rotorsystem
- Die Neutrallage des Helis ist abhängig von der Drehrichtung des Hauptrotors
- Modelle mit rechtsdrehendem Rotorsystem neigen sich im stationärem Schwebeflug nach rechts.
- Zum geradlinigen Abheben sollte das Modell zuerst mit der linken Kufe abheben, dann erst mit der Rechten.
- Die Neutrallage muss auch im Vorwärtsflug beibehalten bzw. berücksichtigt werden, ansonsten ist kein gerader Vorwärtsflug möglich.
- Schwebt der Heli in Augenhöhe seitlich im 90° Winkel zum Piloten so sieht man von rechts den Hauptrotor von der Oberseite und von links nur die Unterseite.